Partizipative Softwareentwicklung
Software und Hardware die nur mit einer Gebrauchsanleitung benutzbar sind – Wer kennt das nicht? Leider entspricht das eher der Norm als der Ausnahme. Ob beim Fernseher, im Auto oder am Computer – jeden Tag begegnen wir Dingen die nicht ohne weiteres benutz- oder bedienbar sind. Dabei gibt es einfache Maßnahmen Software, Hardware und Digitalisierungslösungen so zu entwerfen und zu gestalten, dass diese Systeme nicht nur einfach zu benutzen, sondern auch gerne benutzt werden und einen deutlichen Mehrwert für den einzelnen Nutzer bieten. Um genau das zu erreichen haben wir einen speziellen Methodenbaukasten entwickelt, mit dem wir Ihnen dabei helfen zielgerichtet auf die individuellen Bedürfnisse von Auftraggebern und Nutzern einzugehen. Einige dieser Methoden und Ihre Anwendung stellen wir in dieser Publikation vor.
Was ist Partizipation und warum ist Partizipation so wichtig?
Bei der Partizipation geht es darum, Interessensgruppen und Betroffene zu Befragen und je nach gewünschter Einflussnahme direkt in die Entscheidungsfindung einzubeziehen – kurzum es geht um Teilhabe, Mitbestimmung und Einbeziehung. Erst einmal klingt das nach viel Aufwand aber was sind die Alternativen?
Klassischerweise wurde in der Softwareentwicklung auf ein partizipatives Vorgehen, bei dem Nutzer befragt und in die Entwicklung eingebunden wurden, verzichtet. Das führt auch heute noch viel zu häufig dazu, dass Konzepte für Software- und Digitalisierungslösungen in Hinterzimmern und Konferenzräumen von einzelnen Personen beschlossen werden. Eine Gemeinsamkeit teilen sich solche Konzepte dabei meist: In der Theorie und auf dem Papier liest sich alles wunderbar, alles funktioniert problemlos und auch die Nutzer werden schon irgendwie verstehen wozu, weshalb und wie die daraus entwickelten Lösungen genutzt werden sollen. In der Praxis sieht das meist ganz anders aus. Systeme werden zu kompliziert gedacht, Experten und Nutzer sind mit dem Funktionsumfang überfordert oder wesentliche Funktionalität fehlt. Kurzum solche Systeme mögen zwar gut gemeint sein – scheitern aber meist an der Realität und werden häufig wenig oder gar nicht genutzt.
Einige Unternehmen die Software- und Digitalisierungslösungen entwickeln, die bereits Einzug in unseren Alltag gehalten haben, nutzen deshalb eine andere Vorgehensweise. Produkte und Systeme werden gemeinsam mit Kunden entwickelt und potentielle Nutzer frühzeitig in den Entwicklungsprozess eingebunden. Der Mehrwert und die Benutzbarkeit für den Benutzer stehen im Mittelpunkt. Unternehmen die gezielt auf partizipative Entwicklungsmethoden setzen sind beispielsweise Apple, Google oder auch Mercedes-Benz.
Partizipation in der Entwicklung von
Software- und Digitalisierungslösungen ist also nicht nur sinnvoll um Systeme
zu entwickeln die einfach zu benutzen sind, sondern auch um zu erkennen was
genau die Nutzer benötigen und die Akzeptanz bei der Einführung nachhaltig zu
verbessern.
Wie funktioniert die partizipative Entwicklung von Software- und Digitalisierungslösungen?
Bei der partizipativen Entwicklung von Software- und Digitalisierungslösungen gibt es viele verschiedene Vorgehensweisen und Methodiken die je nach Projekt unterschiedlich sein können. In unserer langjährigen Erfahrung mit der Durchführung und Begleitung von partizipativen Projekten im Softwarebereich haben wir ein eigenes Vorgehensmodell entwickelt. Dieses Vorgehensmodell basiert auf der gezielten Einbindung von Auftraggebern und Endnutzern in jeder Projektphase. Damit stellen wir sicher, dass die Wünsche von Auftraggebern und den Nutzern optimal berücksichtigt werden und ein Produkt entsteht das gerne genutzt wird. Das Vorgehensmodell besteht dabei aus drei einzelnen Phasen: Partizipation & Design, Programmierung sowie Marketing & Finalisierung.
Teil 1: Partizipation und Design
In der ersten Phase Partizipation & Design geht es primär darum aus der ersten Idee mithilfe von Befragungen, Skizzen, Designs und ersten einfachen Prototypen ein Konzept zu entwickeln. Dieses Konzept berücksichtigt dabei bereits die Wünsche von Nutzern, Experten und den Projektbeteiligten. Mehrwerte werden identifiziert und einzelne Ideen mithilfe von Prototypen getestet und verifiziert. Es entsteht eine greifbare und vollumfängliche Beschreibung des zu erstellenden Produkts. Der tatsächliche Entwicklungs- und Kostenaufwand ist in dieser Phase relativ gering. Ideen können einfach und schnell mit Nutzern getestet werden. Teuren Fehlentwicklungen wird entgegengewirkt und am Ende entsteht ein Lastenheft das für die Auftragsvergabe und Entwicklung des eigentlichen Produkts verwendet werden kann.
Teil 2: Programmierung
Nachdem in der ersten Phase Partizipation & Design erarbeitet wurde, was genau entwickelt werden soll, geht es bei der Programmierung in erster Linie um die technische Umsetzung. In dieser Phase stehen deshalb auch die technischen Voraussetzungen und Anforderungen des Auftraggebers im Vordergrund – auf welchen Endgeräten soll das System funktionieren? Welche Daten sind bereits verfügbar und können importiert werden? Und auf welchen Servern soll das System installiert und konfiguriert werden?
Der eigentliche Funktionsumfang und zu großen Teilen auch das Design wurden dabei bereits in der ersten Phase ausgiebig getestet und vorbereitet. Dieses Vorgehen erleichtert die Entwicklung erheblich und spart Zeit & Kosten. Sowohl der Auftraggeber als auch die Entwickler haben bereits eine sehr gute Vorstellung davon was Entwickelt werden soll und wie die einzelnen Funktionen implementiert werden müssen. Damit besteht maximale Transparenz und teure Fehlentwicklungen, Missverständnisse oder ungetestete Lösungen werden effektiv vermieden.
Um sicherzustellen das die entwickelte Software- oder Digitalisierungslösung einwandfrei funktioniert, werden auch in diesem Schritt Auftraggeber, Experten und Nutzer für ausgiebige Systemtests eingebunden. Am Ende dieser Phase steht damit ein fertiges Produkt das auf Herz und Nieren getestet wurde und für die Veröffentlichung bereitsteht.
Teil 3: Marketing & Finalisierung
Ein häufig verbreiteter Irrtum bei jeder auch noch so gut entwickelten und getesteten Software- oder Digitalisierungslösung ist die Annahme, das potentielle Nutzer von alleine auf ein Angebot aufmerksam werden. Das trifft in den seltensten Fällen zu. Um eine Software bekannt zu machen braucht es deshalb auch Marketing. Das Marketing fängt dabei mit den richtigen Materialien, den richtigen Texten und nicht zuletzt auch einer möglichst publikumswirksamen Veröffentlichung an. Um einen langfristigen Erfolg zu verzeichnen ist es besonders wichtig nicht nur einmal bei Veröffentlichung werbemaßnahmen zu nutzen, sondern konstant und über verschiedene Kanäle und Medien hinweg. Deshalb haben wir auch die Entwicklung eines Vermarktungskonzepts inklusive der Entwicklung von Marketingmaterialien in das Vorgehensmodel für partizipative Software- und Digitalisierungslösungen aufgenommen.